Die Kollagen-Pionierin

Interview mit Dr. Vanessa Craig in der SonntagsZeitung vom 17. März

von Antonia Blum

Äusserlich könnte Vanessa Craig einem Roman der britischen Schriftstellerin Emily Brontë entsprungen sein: eine klassische «Englische Rose» mit einem durch-scheinenden Teint, strahlend blauen Augen und langen, blonden Haaren. Und einem überraschend festen Händedruck.

Doch der Schein trügt. Vanessa Craig ist alles andere als eine fragile Romanfigur aus einer anderen Zeit. Die biomedizinische Forscherin und Gründerin von Formettā untersucht seit mehr als zehn Jahren, wie körperliche Entzündungen und Umweltfaktoren die Genaktivität beeinflussen. Was allerdings ihr Äusseres betrifft, so sieht man der 43-Jährigen tatsächlich nicht an, dass sie aus Australien kommt. Als ich Vanessa nach der Begrüssung auf ihr für mich so untypisches Aussehen anspreche, lacht sie herzlich: «Du hättest mich früher sehen sollen. Ich war ein klassisches, australisches Girl. Ständig im Freien, am liebsten am Meer und natürlich knackig braun, wie es sich dort gehört.» Dieses «gesunde» Aussehen habe sie allerdings «sehr viele Sonnenbrände» gekostet, seufzt sie. Davon ist heute nichts mehr zu sehen.

Nahrungsmittelzusätze, vor allem Kollagenprodukte, sind momentan in aller Munde. Sie gelten als wahres Wundermittel, wenn es darum geht, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Jedenfalls, wenn man den zahlreichen Anbietern glaubt, die dieses als Pulver, Kapsel, Trinkampullen oder Cremen anbieten.

Doch Vanessa Craig gehört nicht zu jenen, die diese Wirkungen erst vor kurzer Zeit entdeckt haben uns sie jetzt vermarkten wollen. Als klinische Forscherin, die auf dem Gebiet der Epigenetik tätig ist, hat sie sich mit Longevity befasst, asl dieser Trendbegriff noch gar nicht geboren war. Vor einem Jahrzehnt begann sie, und das ohne Investoren im Rücken, das Nahrungsergänzungsmittel Formettā zu entwickeln, das vor vier Jahren auf den Markt kam. «Es war überhaupt nicht mein Ziel, Unternehmerin zu werden», erklärt sie ihre damalige Absicht. «Ich wollte aufklären, denn es ist heute schwierig, ein wirklich gutes Kollagenpulver zu finden.» Und weil ihr das nicht gelungen war, hat sie nach jahrelanger Forschung ihr eigenes Produkt entwickelt und dieses dann an ihre Familie und Freunde weitergegeben. «Die Reaktionen darauf waren so gut, dass ich entschied, dass auch andere Menschen davon profitieren sollen», erklärt sie ihre Entscheidung.

Kollagen kommt überall im Körper vor

Um zu verstehen, wie Kollagen, eines der wichtigsten Proteine, wirkt, muss man verstehen, was es überhaupt ist. Als Struktureiweiss kommt es überall im Körper vor und bildet mit seinen langkettigen Aminosäuren eine Art von Gerüst. Vor allem drei verschiedene Typen sind wichtig: Typ-1-Kollagen ist mit etwa neunzig Prozent in unserem Körper vorhanden, vor allem im Bindegewebe, Haut, Knochen, Sehnen und Bändern. Typ-2-Kollagen findet man vor allem in elastischem Knorpel, der die Aufgabe hat, unsere Gelenke zu polstern. Typ- 3-Kollagen ist wie Typ 1 in Haut und Blutgefässen vorhanden.

«Man darf nicht vergessen, dass der grösste Anteil bei der Hautalterung durch einen ungesunden Lebenswandel verursacht wird.»

Bereits in jungen Jahren beginnt der Kollagen-Abbau der tieferen Hautschichten, und auch sein Aufbau und die Regeneration verlangsamt sich. Das bedeutet: Die Spannkraft und Elastizität der Haut lassen nach. Und dies nicht nur im Gesicht, sondern überall am Körper.

Da unsere heutige, moderne Ernährung kollagenarm ist, brauchen wir also Nachschub. «Es gibt eine gute Nachricht: Jeder kann seinen Kollagenspeicher auf natürliche Weise füllen», erklärt Vanessa Craig. Dazu müssten wir allerdings kollagenreiche Lebensmittel wie Tierhaut und Knochen essen!» Und hier springt Formettā quasi ein. «Mit den Kollagenpeptiden füllen wir Reserven auf und können so Schäden durch freie Radikale bekämpfen und die Zellfunktion fördern.» Und: Von einer oralen Kollagengabe könne nicht nur die Haut, sondern auch Muskeln, Sehnen, Bänder und Knorpel profitieren. Formettā konzentriere sich auf die Verbesserung der körpereigenen Kollagensynthese im Körper, verleihe den verschiedenen Geweben von den Knochen bis zur Haut – Struktur und Stabilität und aktiviere die Kollagenproduktion.

«Einfach ausgedrückt: Es ist der Klebstoff, der uns zusammenhält», sagt Craig. Man dürfe nicht vergessen, dass, wenn es beispielsweise um die Hautalterung geht, der grösste Anteil durch einen ungesunden Lebenswandel verursacht wird. «Dieser kann, zusammen mit einer schlechten Ernährung, zu versteckten chronischen Entzündungen im Körper führen, eine der Hauptursachen für chronische Erkrankungen.»

Worin aber liegt der Unterschied zwischen den verschiedenen Kollagenprodukten, die im Handel erhältlich sind? Craig: «Auf diesem Gebiet gibt es sehr viel Falschinformationen. Im Fall von Kollagen bedeutet es, dass die wissenschaftlich erwiesene Dosis zehn Gramm pro Tag beinhalten muss.»

Nachweislich frei von Schadstoffen

Formettā sei eines der wenigen Produkte auf dem Markt, das ausschliesslich klinisch geprüfte Inhaltsstoffe beinhaltet, sagt Craig. «Für ein gutes Resultat wollte ich die beste Qualität von Peptiden und Nährstoffen in ihrer optimalen Form und Dosierung, die nachweislich frei von Schadstoffen sein müssen.» Denn nur so könne der Körper vom Kollagen wirklich profitieren und es an jene Stellen im Körper weiterleiten, wo es wirklich gebraucht wird.

Ist die Qualität der Grund, dass Formettā im Vergleich zu anderen Produkten nicht billig ist? «Es gibt kein vergleichbares Produkt auf dem europäischen Markt, was zum einen an den exklusiven Kollagenpeptiden liegt und zum anderen an den hochwertigen Co-Inhaltsstoffen, welche wie ein Katalysator die Formel dynamisieren», so Craig. «Wir verwenden weder Zucker noch Füllstoffe und Konservierungsmittel. Die bioaktiven Kollagenpeptide kommen aus der Haut von Bio-Rindern.»

Da der Anteil von Menschen, die kein Fleisch essen, stetig wächst, wird immer öfters sogenannt veganes Kollagen» verkauft. Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Vanessa Craig schmunzelt: «Ja, das ist in der Tat irreführend, denn veganes Kollagen kommt in der Pflanzenwelt nicht vor. Die meisten veganen Pulver, die es auf dem Markt gibt, arbeiten über Inhaltsstoffe, welche die eigene Kollagen-Synthese anregen. Aber diese Produkte sind nicht so wirksam wie tierisches Kollagen.»

Biomedizinerin und Unternehmerin

Vanessa J Craig ist in Australien aufgewachsen. Sie studierte an der University of Sydney Molekularbiologie und Genetik und schloss mit Auszeichnung in Biochemie ab. An der Universität Zürich promovierte sie in molekularer Biologie und liess zwei spezifische Krebstherapien patentieren. Am Novartis Institutes of Bio Medical Research erhielt sie ein Stipendium, um ihre Forschungen in der Epigenetik fortzusetzen. Sie studierte Ernährungswissenschaften an der School of Medicine der Stanford University, um ihr Wissen weiter zu vertiefen und ein ganzheitlicheres Verständnis des Zusammenspiels von Ernährung, Altern und allgemeiner Gesundheit zu erlangen. 2016 gründete Vanessa Craig in Zürich die Firma Formettā für die Herstellung und den Vertrieb von Kollagen-Produkten, die bioaktive Kollagenpeptide mit Co-Inhaltsstoffen kombinieren, die die sichtbaren Zeichen des Alterns verlangsamen. Am medizinischen Zentrum River Campus in Zürich, leitet sie zudem ein personalisiertes und evidenzbasiertes Ernährungsprogramm. Vanessa Craig lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Wädenswil.